Sprachreise, Sprachaufenthalt und Work & Travel Blog

Erfahrungsbericht Sprachaufenthalt in Rouen, Frankreich

Geschrieben von Jonas | 12.08.14 08:30

Der SALTA-Gewinner Peter Fellinger war mit Linguista in Rouen, Frankreich, und erzählt im folgenden spannenden Reisebericht von seinen Erlebnissen und Erfahrungen in der Normandie. Viel Spass beim Lesen!

Was Peter in Rouen erlebt hat

Einen Monat lang besuchte ich die Sprachschule „French in Normandie“ in Rouen, Frankreich. Ich belegte einen sogenannten semi-intensiven Kurs, wobei jeweils morgens nach drei Stunden Schule das Pflichtprogramm für mich beendet war und die Ferien beginnen konnten.

Obwohl ich zur Minderheit der Altsemester gehörte, fühlte ich mich zu keiner Zeit fehl am Platz. Die Lehrkräfte verstanden es sehr gut, Studierende aller Altersklassen abzuholen. Zudem herrschte ein angenehm freundliches, einladendes Arbeitsklima, sodass ich nach einer Weile meine anfänglichen Sprechhemmungen überwand und munter in meinem gebrochenen Französisch mitzureden begann. Die Einstufung zu Beginn in unterschiedliche Niveauklassen verlief auf eine spielerische, fast kaum merkliche Art und Weise. Ich fühlte mich von Anfang an am richtigen Ort und ausgesprochen wohl in meiner Klasse. Jede Woche wechselten die Lehrer das zu bearbeitende Thema, was entscheidend dazu beitrug, dass der Unterricht kurzweilig, abwechslungsreich und lebendig war. Die grösstenteils ebenfalls noch sehr jungen Lehrpersonen sprechen ein sehr schönes, kultiviertes sowie verständliches Französisch. Schon nach wenigen Tagen konnte ich dem Unterricht mehrheitlich folgen. Auf jede Frage oder Unsicherheit wurde geduldig eingegangen, sodass es allen Schülern jederzeit möglich war, dem Unterricht zu folgen und sich aktiv zu beteiligen. Heute denke ich, dass diese Form des Französischunterrichts durchaus beispielhaft sein könnte auch für hiesige Schulen. Wie sehr hätte ich mir solche Lehrpersonen gewünscht: so fähig, so kompetent, so liebenswürdig, humorvoll und ambitioniert!

 

An zwei Samstagen beteiligte ich mich an organisierten Exkursionen mit dem Reisecar an die normannische Küste. Die erste führte nach Mont St. Michel, die zweite an die Landungsstrände des D-Days, den Ort, wo im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs die Befreiung Europas aus der nazistischen Gewaltherrschaft ihren Anfang nahm. Diese Ausflüge erlebte ich als sehr unkompliziert und bestens durchgeführt. Es gab jeweils viel zu sehen und zu bestaunen, interessante Anregungen für weitere Recherchen und intensivere Beschäftigung mit Kultur und Geschichte des Gastlandes!

Einmal meldete ich mich für eine kleinere Ausfahrt an einem Nachmittag unter der Woche an. Es ging mit dem Car nach Gyverny, wo es das einstige Domizil – Wohnhaus und Garten – des Impressionisten Claude Monet zu besichtigen galt. Kaum je hätte ich mir ausgemalt, wie gross der Touristenansturm auf diese Kultstätte für Kunstinteressierte sein würde! Wir stellten unseren Bus auf dem Carparkplatz ab und marschierten in der Gruppe eine ganze Weile bis zum Eingang des Gartens. Die begleitende Lehrerin gab auf Französisch Ort und Zeit des Treffpunkts aus, sodass wir uns anschliessend auf eigene Faust umtun konnten. Schon vor der verabredeten Zeit wurden mir die vielen Menschen zuviel, und ich verliess das Areal. Den genauen Besammlungsort hatte ich mir nicht so gut gemerkt – oder hatte ich ihn in Wahrheit nicht wirklich verstanden? Und so beschloss ich, auf mich allein gestellt, mich noch ein wenig im pittoresken Dorf umzuschauen und mich anschliessend direkt Richtung Carparkplatz zu orientieren. Ich fragte einen Glacéverkäufer nach dem Weg, und da ich auch ihn nur so halbrichtig verstand, hängte ich mich kurzerhand in gebührendem Abstand an die Fersen einer jungen Chinesin, von der ich zu wissen glaubte, dass sie auch zu unserem Car gehörte. Schon nach zehn Minuten erreichte ich auf diese Weise tatsächlich den gesuchten Ort. Verblüfft musste ich indes feststellen, dass die von mir identifizierte Chinesin nicht unser Fahrzeug ansteuerte, sondern zielstrebig in einen fremden Car einstieg ;-). So hatten mich meine Französischkenntnisse gleich zweimal im Stich gelassen und meinem ebenso dürftigen Orientierungssinn wurde von einer vermeintlich bekannten Unbekannten auf die Sprünge geholfen. Trotz Happy-End erhielt ich von unserer Lehrerin am Ende noch die zu erwartende und verdiente Rüge dafür, mich nicht zur verabredeten Zeit am vereinbarten Ort eingefunden zu haben...

 

Der zweite Pfeiler meiner Sprachstudien bestand im Zusammenleben mit meiner Gastfamilie. Ich teilte das Zuhause mit einem freundlichen Ehepaar etwa gleichen Alters, einem noch zu Hause lebenden Sohn, einem zehnjährigen, trägen Riesenkater namens ‚Newton’ und zeitweise weiteren vier Studierenden verschiedenster Nationalität. Auch hier hatte ich’s rundum gut getroffen! Die Gasteltern sind Profis in ihrem Fach, amten schon seit vielen Jahren in dieser Funktion. Die täglichen Abläufe fand ich wohl organisiert vor, für alles Nötige war stets gesorgt, die Hilfsbereitschaft in jeder Hinsicht geradezu vorbildlich. Schnell lernte ich, dass man in Frankreich in der Regel spät zu Abend isst. Spät und ausführlich! Bei uns begann das Nachtessen meist so gegen 20.00 Uhr und dauerte nicht selten bis nach 21.00 Uhr. Hier fand das soziale Leben statt, der Austausch, die gelebte und echte Kommunikation! Vom ersten Tag an galt es, jede Minute hoch konzentriert bei der Sache zu sein. Dem lebhaften Gespräch zu folgen bzw. sich gar daran zu beteiligen, das war – zunächst – eine grosse, die grösste Herausforderung! Hier fand der Praxistransfer des am Morgen in der Schule Gelernten statt. Hier gaben wir Schüler Auskunft über all die Dinge, die uns während des Tages widerfahren waren. Hier mussten wir unsere Sprachkompetenz unter Beweis stellen. Hier fand es statt, das kalte (Sprach-) Wasser, in das ich die Absicht hatte zu springen, als ich mich für diesen Sprachkurs entschloss!

Und ich muss sagen: Rückblickend war es genau dieser Mix aus Theorie und Praxis, der diese Form des Spracherwerbs spannend und erfolgreich zugleich machte. Wenn es am Anfang auch manchmal harzte und man sich wünschte, etwas weniger kaltes Wasser hätte es auch getan – zu guter Letzt war es genau dieses unerbittliche Ausgeliefertsein, das diesen vier Wochen ihre ganz besondere Note und ihren ganz besonderen Reiz verliehen haben. Mein Fazit: mehr vom Gleichen! Jederzeit wieder!

Einen weiteren Erfahrungsbericht über Rouen findest du hier.