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Freiwilligenarbeit in Benin – Teil 2

Geschrieben von Joel | 17.11.16 16:01

Unsere Kundin Rahel leistete während mehreren Wochen in Benin einen Freiwilligeneinsatz. Im zweiten Teil ihres Berichtes blickt sie zurück auf die letzten beiden Monate. Teil 1 von Rahels Bericht findest du hier. Vielen Dank an Rahel und viel Spass beim Lesen:

September

Coucou aus Benin

Der September war sehr regnerisch und mein Regenoutfit von Regenjacke bis Regenstiefel war sehr nützlich.

Mein Wissen über die afrikanische Kultur erweitert sich von Tag zu Tag und ich sammle viele neue Erlebnisse und Erfahrungen. Die Lebensweise, Normen und Werte, Regeln und Umstände sind meistens sehr unterschiedlich gegenüber der Schweiz. Meistens gewöhnungsbedürftig wie z.B. die Polygamie, das öffentliche Urinieren, das Verbrennen des Abfalls wie auch das Familienleben und den Umgang mit den Kindern. Die Liebe ist mehrheitlich nicht wirklich spürbar und der Arbeit untergeordnet. Das stimmt mich sehr traurig. So habe ich es mir zur grössten Aufgabe gemacht, während meiner Zeit den Kindern viel Liebe, Geborgenheit und Nähe zu schenken. Das Lächeln und die glücklichen Momente mit den Kindern entschädigen die schwierigen Momente.

Das Leben aus den Koffern ist nicht für mich gemacht, aber man schlägt sich durch :-). So habe ich mir aus Faulheit angewöhnt, meine Schuhe ohne Socken zu tragen, da diese lange zum Trocknen brauchen und trotz waschen sehr sandig sind. Bin mir zudem nicht genau sicher, ob meine gewaschenen Kleidungsstücke wirklich sauber sind, da das Wasser zu jedem Zeitpunkt braun ist.

Der Septemberrekord war 8x Stromausfall innerhalb von 2 Stunden infolge starkem Regen oder aus anderen unverständlichen Gründen.

 

Bezinverkauf in Abomey

 

Bewundernswert finde ich, dass die Benianer für alles irgendwie noch eine Verwendung finden, auch wenn es für uns z.B. defekt und/oder alt ist und somit in unseren Augen unbenutzbar ist. Diese erfinderische Art schätze ich sehr und ist meistens witzig anzusehen.

Was mir in dieser Zeit bewusst wurde ist, dass man Benin und die Einwohner nur kennt, wenn man dort gelebt hat. Die guten Hotels, die vielen Sehenswürdigkeiten und das gute Essen verbergen meistens die dunklen Seiten und das Elend im Land.

Seit einer Woche habe ich Unterstützung aus Deutschland erhalten. Ich schätze den Austausch auf Deutsch sehr, da diese Gespräche meist tiefgründiger sind.

Liebe Grüsse aus Abomey,
Rahel

 

Oktober

Wieder liegt ein Monat mit vielen neuen Erlebnissen und Eindrücke hinter mir. In einigen Dingen bin ich inzwischen 100% Benianerin. So kann ich eine Orange afrikanisch ausschlürfen und habe den zweiten Besuch bei der Schneiderin hinter mir. Diesmal wird es das traditionelle benianische Outfit. Ob meine afrikanische Kleidung europatauglich ist, entscheide ich in der Schweiz :-).

 

Das Kinderheim in Abomey

 

Um mein Abenteuer möglichst gut festzuhalten oder zu organisieren, habe ich ein Buch, welches eher den Namen "schlaues Buch" verdient hat. In diesem befindet sich eine Ausgabenliste, eine Wochenübersicht, eine Bestandsliste meiner Produkte, eine Lass ich da-Liste, Berechnungen und witzige Erlebnisse. Hier einige Auszüge:

  • ... 61 Wasserflaschen gekauft und konsumiert
  • ... 16 Handwäschen
  • ... 7 Kirchenbesuche
  • Müesli isst man nicht mit Milch, sondern wie ein Keks (P.S.: Das Müesli stammt aus  Europa und ich erhalte Anweisungen zum Konsum.)
  • Wenn man in Afrika das Autofenster schliessen möchte, muss man den Fahrer nach dem Henkel fragen und nur die Europäer haben Tränen gelacht.

Der 16. Oktober 2016 ist auch noch sehr erwähnenswert. Mein grosser Tag und ich hatte das Glück, dass ich Babybrei für Kinder ab 6 Monaten essen durfte. Was für ein Erlebnis, jedoch bevorzuge ich kaubare Nahrung und meine Babytage sind doch schon einige Jahre zurück, was wohl meiner benianischer Gastmama nicht klar war, als sie es servierte.

 

Am Pool des Hotels, direkt am Hafen von Cotonou

 

Die Visumsverlängerung war eine eigene Geschichte, aber am Ende zählt, dass ich meinen Pass mit einem neuen gültigen Visum wieder habe. Während dieser Zeit war ich mit Rebecca (Mitvolontärin aus Deutschland) für einige Tage in einem Hotel. Kleiner Urlaub mit Sightseeing und neuen Bekanntschaften zu anderen Volontären. 5 Tage richtiger Tourist in Benin :-).

Ich schicke euch etwas Sonne in die kalte Schweiz.

Liebe Grüsse
Rahel

 

Mehr Informationen zu unseren Programmen mit Freiwilligenarbeit in Afrika findest du auf unserer Website. Unsere Filialen beraten dich gerne und organisieren dir deine ganz individuelle Reise.