Um Japanisch zu lernen, oder mir zumindest Grundkenntnisse anzueignen, habe ich mich für einen Sprachaufenthalt in Japan entschieden. Seit meiner Sprachreise nach Ecuador weiss ich, dass es keine bessere Möglichkeit gibt, eine Sprache zu lernen, als sich selbst ins kalte Wasser zu werfen und in ein Land zu reisen, in dem die entsprechende Sprache gesprochen wird.
Reise nach Tokio
So verbrachte ich letztes Jahr drei Monate in Tokio – eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe! Neben Grundkenntnissen der japanischen Sprache habe ich auch sehr viel über die japanische Kultur gelernt, was mir die Augen geöffnet hat und wovon ich mein Leben lang profitieren werde. Interkulturelles Wissen ist nicht nur in Japan sehr wichtig, wobei die kulturellen Differenzen zwischen Japan und unserer westlichen Kultur enorm sind.
Besonders aufgefallen ist mir das bei so banalen Dingen, wie „ja“ und „nein“ sagen. In Japan gilt es als extrem unhöflich, „nein“ zu sagen. In Situationen, in denen Europäer mit einem klaren „nein“ antworten würden, umschreiben Japaner ihr Nichteinverständnis und gehen der Antwort aus dem Weg. Das war eine Herausforderung für mich, bin ich es doch gewohnt, bei Bedarf ohne schlechtes Gewissen „nein“ zu erwidern!
Begrüssung auf Japanisch
Auf der anderen Seite faszinierte mich die japanische Kultur jeden Tag aufs Neue. Statt des bei uns üblichen Händeschüttelns ist es in Japan beispielsweise Tradition, sich zu verbeugen. Jedes Mal, wenn mich jemand so begrüßte, wurde mir wieder vor Augen geführt, dass ich mich in einem fremden Land befinde und selbst die alltäglichsten Dinge ganz anders sein können. Das erfüllte mich mit Freude und Dankbarkeit: Dankbarkeit für die Möglichkeit, diese kulturellen Unterschiede hautnah zu erleben und Zeuge einer völlig anderen Lebensweise zu werden – und das, wo Japan uns entwicklungstechnisch doch so ähnlich ist.
Andere (Geschäfts) Welt
Neben den Unterschieden im Alltag gibt es jedoch auch in der Geschäftswelt grosse kulturelle Unterschiede. Während einer Jobmesse erfuhr ich beispielsweise vom Umgang mit Visitenkarten: In Japan wird sehr viel Wert darauf gelegt, dass Visitenkarten hochwertig sind, dass sie im Idealfall zweisprachig bedruckt sind (japanisch und englisch) und generell mit sehr viel Respekt behandelt werden. Mir war das zunächst nicht bewusst und es hat mich immer leicht zum Schmunzeln gebracht, wenn Japaner Visitenkarten austauschten und sie anschließend minutenlang eingehend studierten und gegenseitig die hohe Qualität der Karte lobten.
Diese Kleinigkeiten sind es jedoch, die bei jeder Reise, ob Sprachaufenthalt oder Geschäftsreise, entscheidend sind und sie zum Erfolg oder zur Enttäuschung werden lassen. Ich möchte meine Erfahrungen aus meiner Zeit in Tokio nicht missen und kann jedem nur empfehlen, in diese Millionenstadt mit all ihren kulturellen Herausforderungen einzutauchen!
Lisa Heßler