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Freiwilligenarbeit in Ghana - Ein Erfahrungsbericht

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Auf die Plätze fertig los – das Abenteuer Ghana kann beginnen

Normalerweise hat man gewisse Vorstellungen, wenn man eine Reise in ein Land antritt, indem man die nächsten zwei Monate verbringen wird. Man informiert sich über die
Sehenswürdigkeiten, tauscht sich vielleicht mit Menschen aus, welche dieses Land bereits besucht haben, oder man liest unendlich viele Reiseberichte im Internet. Ich tat nichts von alledem. Zum einen, weil ich den Überraschungseffekt aufrechterhalten wollte, zum anderen aus Selbstschutz, um nicht enttäuscht zu werden, aber auch, weil mir schlicht und einfach die Zeit dafür fehlte. So trat ich nun also am 7. Juli meine Reise nach Afrika an, mit gepackten Koffern, einem Herz voll Liebe und keinerlei Vorstellungen, was mich in Ghana erwarten wird. Nach einer bequemen Reise betrat ich zum ersten Mal westafrikanischen Boden. Sogleich wurde ich auf die Mentalität der Ghanaer, bezüglich Arbeitstempo, eingestellt. Schlappe 1,5 Stunden wartete ich darauf, dass sie mich in das Land liessen. Vorteil davon, man muss anschliessend nicht mehr auf seine Koffer warten. =) Begleitet von einem SYTO-Mitarbeiter
wurde ich ins Pinkhostel gebracht, indem ich mir nichts Sehnlicheres wünschte als eine erfrischende Dusche. Gepäck abgestellt, Kleider aus, rein in die Dusche – dachte ich mir jedenfalls. Als ich die verschieden grossen Eimer in der Dusche sah, ahnte ich schon, was auf mich zukommen wird. Und tatsächlich hatte ich meine erste Dusche mit schockartigen, kalten Duschfrequenzen, gefolgt von zitterndem Warten, bis sich der Eimer erneut mit Wasser füllte – ich fand es super!

Entdecke die Schönheit Ghanas

Cape Coast, Kakum Nationalpark, Tamale, Mole Nationalpark, Elmina, Ampenyi, Takoradi, Sekondi-Takoradi, Kumasi, Axim, Nzulezo, Busua, Butre, Saltpond, Winneba, Accra. Von Sklavenburgen, Stränden, einem Stelzendorf
mitten auf dem Wasser über eine Safaritour – Ghana bietet alles! Jedes Wochenende packte ich meinen roten Reiserucksack und erkundete Ghana in seiner ganzen Vielfalt. Herzzerreissende aber hochinteressante Touren durch die ehemaligen Sklavenburgen von Cape Coast und Elmina erschütterten mich. Die heitere Stimmung auf dem wackligen Spaziergang über sieben Hängebrücken im Kakum Nationalpark konnte selbst der strömende Regen nicht trüben. Mehr als 17 Stunden Reise mit Bus, Trotro und Taxi nach Tamale, im Norden Ghanas, waren es wert – noch nie hatte ich einen Elefanten in freier Wildbahn gesehen, doch der Mole Nationalpark machte es möglich. Einen sauberen, wunderschönen Strand in Ampenyi, gefolgt von der quirligen Grossstadt Takoardi, abgeschlossen mit der älteren, aber kleineren Schwesterstadt Sekondi-Takoradi, rundeten meinen Wochenendausflug zur Hälfte meines Aufenthaltes hier in Ghana perfekt ab.

index6index15 Kumasi bot mir nicht nur die erste Pizza seit langem, ich hatte zudem die Chance, den König von Ashanti in seiner ganzen Pracht zu betrachten, sowie einer Rede des Präsidenten von Ghana zu lauschen. Zugegeben ich habe nichts verstanden, da er in Twi gesprochen hat, trotzdem stand ich nur zehn Meter vom mächtigsten Mann von Ghana entfernt. Mein sechster Wochenendausflug war von Regen in Axim, einer lautstarken Auseinandersetzung im Stelzendorf Nzuleo und einem Kreuzbandriss einer Mitreisenden in Busua getrübt. Geschafft von all den Eindrücken der vergangenen Wochen blieb ich für mein letztes Wochenende zu Hause in Saltpond. Was nicht heisst, dass hier weniger los war. Ein farbenfrohes und vor allem lautes Festival gastierte über das ganze Wochenende in unserem kleinen Städtchen und erweckte es zum Leben. Kurz vor meiner Abreise wollte ich mir aber die Hauptstadt
Ghanas doch nicht entgehen lassen und so schlenderte ich die letzten Stunden meiner Reise durch die Strassen von Accra. Unterwegs ist man hier mit sogenannten Trotros. Kleinen Minibussen, die einem von A nach B bringen. Einfach warten bis ein Trotro vorbeibraust, die Hand ausstrecken, seine Destination mitteilen und einsteigen. Manchmal dass man bequem auf einem Ledersitz und genoss den Fahrtwind im Gesicht, manchmal wartete man eine Stunde im stehenden Trotro und hoffte es fülle sich baldmöglichst, manchmal lenkte einem ein erfrischendes Vanice, das ghanaische Eis aus dem Plastikbeutel, vorm stechenden Schmerz
im Popo ab, manchmal hielt man für die ganze Fahrt ein schlafendes Kind auf den Armen und
manchmal teilte man sich die Rückbank mit einer Ziege. Kurzum: Trotrofahrten waren immer ein Erlebnis!

Madame, madame blocks please

Eigentlich sollte uns Justice um 8 Uhr bei uns zu Hause abholen, um uns dann ins 2,5 Kilometer entfernte Ewoyaa zu bringen. Doch es wurde oft 8.30 oder noch später, es spielte aber überhaupt keine Rolle, die Kinder trudelten sowieso bis 9 Uhr ein. Jeden Morgen rannten sie aus dem Klassenzimmer, als sie das Taxi sahen und begrüssten uns mit ihrem Lächeln. Eine Umarmung da, ein «How are you?» gefolgt von einem «I am fine and you?» hier und ein Highfive später sassen wir im Klassenzimmer und lauschten dem täglichen Morgengebet. Anschliessend teilten sich die 30 Kinder in 3 Gruppen auf. Spielgruppe, Kindergarten 1 und Kindergarten 2. Anfangs stellte ich mich der Aufgabe
noch scheu, diesen quirligen Kindern das Alphabet oder die Zahlen von 1-100 auf Englisch
beizubringen. Meine ersten Lektionen waren ziemlich chaotisch – und dies nicht nur, weil ich die Namen der Kinder noch nicht kannte. Doch ich lebte mich schnell ein und konnte mich nach dem Ablegen der Schüchternheit in den Schulalltag einbringen. Die Kinder lernten mich
kennen und ich sie, mit all ihren liebenswerten aber auch anstrengenden Eigenschaften gewannen sie mein Herz. Tag für Tag versuchte ich, ihnen ein Lächeln aufs Gesicht
zu zaubern. Und rückblickend gesehen gelang es ihnen wohl besser bei mir als umgekehrt.
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Wir hatten nicht viel für die Gestaltung des Unterrichtes. Einfache Papierbögen und eine Wandtafel mussten reichen. Kreativität war gefragt, und je länger mein Aufenthalt ging, desto einfallsreicher wurde ich. Ich liebte es mit den Kindern zu basteln, verstecken zu spielen oder Bücher mit ihnen anzuschauen. Es erfüllte mich mit Freude, wenn sie mir die verschiedenen Körperteile auf Englisch sagen konnten. Stolz gingen sie mit ihren selbstgebastelten Tiermasken nach Hause. Und herzerwärmend war es, wenn sie die versteckten Tennisbälle im Klassenzimmer fanden. Ein schöner Abschluss fand meine Zeit in Ewoyaa, als ich mit den
Kindern in unser nahegelegenes Städtchen Saltpond laufen konnte. Für viele war es das erste Mal, dass sie das Meer sahen. Die einen etwas ängstlich, die andern etwas zu übermütig, wagten sie sich zum Wasser. Die Zufriedenheit und Freude, welche die Kinderaugen nach
diesem Erlebnis ausstrahlten, sind schlichtergreifend unbezahlbar.

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Eine Erfahrung für die Ewigkeit

Ghana war ein Projekt – für mich selbst. Regelrecht wurde ich aus meiner Komfortzone gerissen, mit Situationen konfrontiert, die ich so noch nie erlebt habe und auf den Boden der Realität zurückgeholt, was für ein privilegiertes Leben wir doch hier in der
Schweiz führen. Ich möchte damit nicht sagen, dass man dies nicht zu schätzen weiss, wenn man nicht eine solche Erfahrung gemacht hat. Für mich war es trotzdem augenöffnend, mit welch wenigen Dingen Menschen zurechtkommen und glücklich sind. Ich durfte verschiedenste interessante Persönlichkeiten kennenlernen. Sei das jetzt unsere liebe Aunty Mercy, welche jeden Morgen mit ihren fast 70 Jahren – die man ihr übrigens nicht ansah – den Weg von ihrem Haus auf sich nahm, um uns das Frühstück zuzubereiten. Oder Mama Charlotte mit ihrem Mann, welche uns jeden Nachmittag liebevoll von der Schule empfingen und unseren Erlebnissen, sowie Gedanken lauschten. Nicht zu vergessen Mama
Patricia, welche mit ihrem Herz, so gross wie die gesamte Welt, uns bei jedem Besuch zum Lachen brachte. Oder die gesamte Community von Ewoyaa, die mir einen Einblick in ihr Leben gewährten und obwohl sich die Verständigung als schwierig herausstellte, schloss ich sie tief in mein Herz. Bilder können leider die Gefühle, welche ich für diese Menschen habe, nicht immer zum Ausdruck bringen. Und ich weiss, dass es für euch einfach Frauen, Männer und Kinder sind. Aber für mich sind sie viel viel mehr. Ich verbinde mit jedem Kind eine Geschichte und teile Erinnerungen mit ihnen. In diesem Sinne: Danke Ghana, danke Ewoyaa und danke allen,
welche mir einen Einblick in eine doch so fremden Kultur gegeben haben. Es waren acht Wochen voller Herausforderungen, schöner Momente und Erinnerungen, auf welche ich ein Leben lang zurückschauen werde.

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- Jeanine, Ghana

Jonas

Jonas

In den Winter arbeite ich als Skilehrer und im Sommer als Reiseleiter. Oder anders gesagt: Ich bin ständig unterwegs und auf der Suche nach neuen coolen Reisezielen. Die Nebentätigkeit als Blogger erlaubt es mir meine Erlebnisse mit anderen zu teilen.

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