Wie viel hatte ich schon gehört und gelesen über den Jakobsweg, den alten Pilgerweg der quer durch Europa nach Santiago de Compostela, im spanischen Galizien führt! Santiago gehört zu den ersten Pilgerzielen der mittelalterlichen Christenheit wie Jerusalem und Rom. Entlang dieser Pilgerstrasse, die allein in Spanien länger als 800km ist, gibt es viele Bauten sakraler und profaner Kunst. Millionen von Menschen gingen diesen Weg in den letzten Jahrhunderten. Was mich vor allem reizte in den Berichten der Pilger von heute, waren die Begegnungen auf dem Weg mit der Bevölkerung oder mit andern Pilgern, die Natur auf dem Weg, die historischen Kunst- und Bauwerke unterwegs.
Da ich aber keine 4 Monate Zeit hatte und meine Fitness es kaum zugelassen hätte, den ganzen Weg zu gehen, reiste ich mit einer Gruppe, die im September 2009 während 9 Tagen die Mystik des Weges ergründen wollte. Wir sind zusammen Teile des camino gegangen, sind Strecken gefahren und haben in den 9 Tagen der Reise sehr viel Schönes zusammen erlebt.
Zürich - Bilbao - Pamplona - Eunate
Wir fliegen von Zürich nach Bilbao, Diese Stadt, in der viele berühmte Architekten gewirkt haben, wäre allein eine Reise wert. Wir schauen uns das Guggenheim-Museum an und fahren dann nach Pamplona (bekannt durch die Feria de San Fermín, bei der die Stiere alljährlich durch die Altstadt getrieben werden). Am nächsten Morgen besichtigten wir die Stadt. Wir gehen auf dem Pilgerweg in die Altstadt und machen uns gleich mit den Wegweisern des camino: der Jakobsmuschel und dem gelben Pfeil bekannt. Diese Zeichen führen die Pilger quer durch Spanien nach Santiago. Am Nachmittag fahren wir auf den Ibañeta-Pass, den Übegang des Weges von Frankreich nach Spanien. Heute nehmen wir das erste Stück des camino unter die Füsse. Es führt uns vom Ibañeta-Pass nach Roncesvalles, wo wir die Stiftskirche besichtigen.
Wir besichtigen die oktagonale Grabkirche in Eunate. Danach gehen wir auf dem aragonischen Weg nach Puente La Reina, wo dieser Weg wieder mit dem Weg aus Roncesvalles zusammentrifft. Unterwegs begegnen wir den ersten Pilgern. Eindrücklich, wie sie mit dem vollen Gepäck auf dem Rücken, in sich gekehrt, bei jedem Wetter, rund 30 Kilometer täglich, ihrem Ziel, dem Grab des Apostels Jakobus in Santiago entgegen gehen! Über Santo Domingo de la Calzada, dem Ort des Hühnermirakels, erreichen wir gegen Abend Burgos.
auf dem Jakobsweg zwischen Burgos und Léon
Burgos. Was für eine Stadt!
Ich habe das Gefühl, die Geschichte sei hier noch heute lebendig! In der Kathedrale mit ihrer fantastischen gotischen Fassade sehen wir zum ersten Mal den Apostel Jakobus als Maurentöter - Matamoros dargestellt: auf dem Pferd mit seinem Schwert. Wir besuchen in der Kathedrale auch das Grab von „El Cid", dem Tell Spaniens, der während der Reconquista die Mauren aus Spanien vertrieben hat. Am Nachmittag besichtigen wir das Kloster von Las Huelgas.
Wieder erwartet uns ein eindrückliches Stück Weg. Der Camino führt uns durch die schattenlose meseta nach Hontanas. Wieder begnegnen wir einigen Pilgern und ich gehe ein Stück mit einem Deutschen, der seine Wanderung in Konstanz begonnen hat vor 3 Monaten. Unsere nächste Station ist León. Wir geniessen eine ausführliche Stadtbesichtigung. Besonders fasziniert bin ich von der Kathedrale mit ihren berühmten blauen Fenstern und von San Isidoro.
Highlight Puente de Orbigo
Auf den heutigen Tag habe ich mich schon lange gefreut. Unterwegs nach Astorga besichtigen wir in Puente de Orbigo (Ort, der durch Cervantes „Don Quijote" in die Weltliteratur eingegangen ist) die Brücke, dann besuchen wir Astorga, wo Gaudi einen Bischofspalast baute. Weiter führt unsere Reise nach Foncebadon. Hier beginnt unsere Wanderung hoch zum Cruz de ferro, dem Eisenkreuz, an dessen Fuss die Pilger einen Stein, den sie von zuhause mitgebracht haben (Symbol für ihre Sorgen), niederlegen. Viele aus unserer Gruppe haben einen Stein mitgebracht. Ich lege meinen in Gedanken nieder. In Ponferrada fahren wir an der trutzigen Templer-Burg vorbei und gelangen dann nach O Cebreiro. Dieser mystische Ort mit der wunderschönen Kirche, den Rundhäusern und alten Gassen liegt in der Abendsonne, als wir ankommen...
Mittagessen in der berühmten Pulperia
Heute besuchen wir Lugo: diese Stadt ist noch komplett von der alten Stadtmauer umgeben. Wir umwandern die Stadt auf der Mauer. Wir haben Glück, denn heute ist hier Feiertag. Es findet die Feria de San Froilán, des Stadtheiligen statt und wir geniessen diese spezielle Stimmung. Anschliessend fahren wir über Palas del Rei nach Melide, wo wir heute in einer der berühmten Pulperias zu Mittagessen. Die Pulpos (Tintenfische) werden in grossen Kochtöpfen im Wasser gesotten, dann zerschnitten und gewürzt. Dazu isst man Brot und trinkt Wein. Ich muss mich überwinden zu probieren! Doch der Effort lohnt sich: der Geschmack ist sensationell!
Am Nachmittag besichtigen wir in Vilar da damas die Kirche aus dem 12. Jahrhundert. Vilar de damas war einst Sitz des Ritterordens von Santiago.
Anschliessend wandern für von Boente durch Eukalyptuswälder und kleine, teilweise verfallene, Dörfer zum Monte do Gozo (dem Berg der Freude). Von hier aus, konnten die Pilger zum ersten Mal die Türme der Kathedrale von Santiago sehen und wussten, dass sie ihr Ziel bald erreicht haben würden.
Ankunft in Santiago de Compostela
Auch wir kommen in Santiago an und gehen auf dem Pilgerweg in die Stadt rein. Unser Reiseführer erzählt uns von den uralten Ritualen, welche die Pilger bei Ankunft durchlaufen mussten. Wir gehen als erstes auf den grossen Platz vor der Kathedrale, danach in die Kathedrale und nehmen uns Zeit, um auch spirituell anzukommen.
Die Krönung unserer Reise war die Pilgermesse in der Kathedrale, wo wir sogar erleben durften, wie der Botafumeiro , das grosse Weihrauchfass geschwenkt wird. Um den Botafumeiro fliegen zu lassen, braucht es 8 tiraboleiros, die mit viel Geschick gemeinsam am 66m langen Seil ziehen, sodass das Fass am tiefsten Punkt seiner Flugbahn fast den Boden berührt. Nach der Messe gehe ich ins Pilgerbüro um zu sehen wie die Pilger mit zufriedenen Gesichtern anstehen, um ihre „compostela" (die Pilgerurkunde) abzuholen. Den letzten Abend verbringen wir in einer typischen Taperia. Wir durchleben unsere gemeinsamen 9 Reisetage nochmals und viele von uns äussern den Wunsch, einmal als Pilger zu Fuss nach Santiago zurückzukehren...
Sprachschule in Santiago
Ich habe selbstverständlich auch unsere Sprachschule Academia Iria Flavia in Santiago besucht. Bei dieser Schule handelt es sich um eine kleinere, moderne Schule. Sie liegt sehr zentral, 5 Min. zu Fuss vom historischen Zentrum und der Kathedrale entfernt. Die familiäre Atmosphäre, massgeschneiderte Kurse und kleine Klassen (max. 8, durchschnittlich 5 Teilnehmer) garantieren einen schnellen Lernerfolg bei einem Sprachaufenthalt in Santiago. Die Schule bietet verschiedene Unterkunftsmöglichkeiten an: bei einer spanischen Gastfamilie, in einer Studentenresidenz, in einer Studentenwohnung, im eigenen Studio oder auch in Hotels. Weiter steht ein grossartiges Freizeitprogramm zur Verfügung: kulturelle und gastronomische Aktivitäten, Besuche des lokalen Marktes und Ausflüge in die Umgebung. Hier wird es so schnell niemandem langweilig! Die Studenten, die ich in der Schule getroffen habe, waren begeistert von Santiago als Stadt und als Ort für Ihren Spanisch Sprachaufenthalt. Auch Wassersportler kommen hier voll auf ihre Rechnung: denn die unberührten Atlantikstrände Galiziens lassen keine Wünsche offen.
Die Schule bietet einen Spezialkurs an: „Spanisch auf dem Jakobsweg": In 6 Tagen wandern die Teilnehmer auf dem camino francés von O Cebreiro nach Santiago. Täglich geht man ca. 13 km und das Gepäck wird mit einem Minivan transportiert. Die Teilnehmer übernachten in Casa Rurales (Bauernhäusern) oder kleinen Hotels. Unterwegs finden Besichtigungen entlang des Weges statt. Dieser Kurs wird von einem Lehrer geführt, der untertags und zum Teil am Abend Seminare hält zu verschiedenen Themen, die mit dem Jakobswegs im Zusammenhang stehen.
Buen camino!
Liebe Grüsse, Susanne R.