Rio, Samba, Karneval, Fussball und Gisele Bünchen – Dinge, die den meisten als erstes in den Sinn kommen wenn sie an Brasilien denken. Ich war keine Ausnahme. Vor meinem Sprachaufenthalt in Brasilien im bevölkerungsreichsten Land Südamerikas wusste ich relativ wenig über Brasilien und dessen Leute und Kultur. Dies änderte sich jedoch schnell als ich im August 2010 in Salvador da Bahia, Hauptstadt von Bahia, dem afrikanischsten Bundesstaat Brasiliens, ankam. Salvador da Bahia, von den Einwohnern nur Bahia oder Salvador genannt, hat eine Energie und eine schlichte Schönheit, die nur wenige Städte haben.
Vom Sklavenmarkt zur Festival-Metropole
Die wunderschöne Altstadt, genannt „Pelourinho“ lockt mit seinen verschiedenfarbigen Häusern und prächtigen historischen Gebäuden. Bis 1650 die grösste Metropole Südamerikas und Zentrum des Zuckerhandels war Salvador berühmt für seine Kirchen voller Gold und seine wunderschönen Herrenhäuser. Pelourinho bedeutet zu Deutsch Pranger und war der Ort, an dem zu Zeiten des Sklavenhandels die rund 5 Millionen Afrikaner, die von den Portugiesen aus Westafrika in die Sklaverei verschleppt wurden, verkauft wurden.
Der afrikanische Einfluss auf Salvador ist nach wie vor sichtbar und an keinem anderen Ort der Welt haben die Nachfolger afrikanischer Sklaven ihre Herkunft so erfolgreich konserviert wie in Salvador – von Musik über Religion bis hin zum Essen, Tanz und Kampfsport. Noch heute gilt die Stadt als Zentrum des Kampf(tanz)sport Capoeira. Abends formen sich auf Plätzen und in kleinen Gässchen Capoeira Kreise, während der Duft von „acarajé“ (Frittierte Bällchen aus Bohnen und Shrimp) und anderen afrikanischen Köstlichkeiten in der Luft liegt.
Michael Jackson was here!
Wilde Festivals finden häufig statt und fast täglich trifft man in den gepflasterten Strassen der Altstadt auf Grüppchen, die auf ihren riesigen Trommeln spielend, zu rhythmischen Klängen durch den Pelourinho tanzen. Eine der bekanntesten Musikgruppen ist Olodum. Michael Jackson hatte 1995 den Videoclip zu seinem Hit "They don't care about us" zusammen mit Olodum im Pelourinho gedreht.
Der Karneval in Salvador ist nach Guinnesbuch der Rekorde der grösste weltweit. Leider war ich, als der Karneval stattfand schon wieder zurück in der Schweiz und konnte diesen Megaevent nicht live miterleben. Jedoch haben mir Freunde erzählt, dass es schlicht und einfach gewaltig ist und man einmal im Leben dabei gewesen sein muss.
Was mir an meinem Auslandaufenthalt in Salvador am besten gefallen hat, waren die Leute, die eine unglaubliche Lebensfreude haben und nie gestresst sind. Nicht selten ging ich nach den Vorlesungen an den Strand Porto da Barra und musste mich durch die vielen Sonnenschirme durchschlängeln um am Ende einen freien Fleck zu finden wo ich mein Badetuch ausbreiten konnte. Immer freitags war dieser Strand DER Treffpunkt für Studenten und Familien, die sich hier auf das bevorstehende Wochenende einstimmten. Die vielen Leute mögen einigen vielleicht ungemütlich vorkommen, doch obwohl der Strand an jedem Tag der Woche und auch schon früh morgens sehr belebt ist, ist er trotzdem sehr einladend. Das Wasser ist im Vergleich zu anderen Stränden in der Nähe von Salvador unglaublich ruhig und man wenn man Hunger hat kann man gemütlich auf seinem Tuch liegen und warten bis einer der vielen Verkäufer mit seinen brasilianischen Köstlichkeiten vorbeikommt. Mein Favorit, gebratener Käse mit Oregano und Chili...mmm..echt lecker!
Mein Sprachaufenthalt in Salvador da Bahia war ein unvergessliches Erlebnis und die Lebensfreude und Energie, die die Leute versprühen ist schlichtweg ansteckend. Einen solchen Auslandaufenthalt kann ich daher nur weiterempfehlen.