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Sprachaufenthalt in Venedig Teil 1

Gudio ist gerade im Sprachaufenthalt in Venedig und berichtet von seiner tollen und aufregenden Zeit in der Stadt:

Winter in Venedig

Bald sind zwei Drittel meines Italienisch Sprachaufenthalts, meiner „Auszeit“, fern von Verantwortung und Verpflichtung, vorbei und immer noch entdecke ich täglich Neues in dieser tollen Stadt.

Nach einem technisch bedingt verlängerten Aufenthalt über Weihnachten in Seuzach, hier in Venedig ist die Heizung ausgefallen, bin ich begleitet von meiner Familie zum „Capodanno“ wieder „a casa mia“ zurückgekehrt. Über diese Festtage bis zum 6. Januar standen uns etliche Touristen vor der Linse, danach wurde es ruhiger, aber winterlich kalt ist es geblieben.

Ab Mitte Januar bis zum Carnevale sind viele Läden und Restaurants geschlossen. Die Stadt gehört nun ganz den Venezianern. Da kann es schon passieren, dass man unerwartet vor einer verschlossenen Türen steht. Es sind kaum Touristen in der Stadt, ausser es liegt ein Kreuzfahrtschiff im Hafen. Diese grossen Schiffe sieht man von meiner Wohnung aus ein- und auslaufen. Sie überragen die Dächer der Stadt um mindestens noch vier Schiffs-Stockwerke! Für 1 bis 2 Tage strömen dann etwa 2000-3000 Gäste, vorwiegend aus Russland oder dem asiatischen Raum, in die Stadt. Bei Prada & Co. klingeln die Kassen und die Gondoliere putzen ihre Bote heraus. Sie rudern ihre Kundschaft bei Nebel und Kälte durch die Kanäle. Eine Gondelfahrt muss sein, wenn „man“ schon in Venedig ist. Getafelt und geschlafen wird natürlich an Bord.

Das Winterwetter ist kalt, feucht und neblig, wie in der Schweiz. Der Nebel ist oft so dicht, dass man zeitweise kaum 20 Meter weit sieht. Dabei gibt es auch Kollisionen unter den Vaporetti. Verspätungen auf allen Linien ist dann die Folge. Auch wenn es Tage gibt, an denen man versucht ist, alle paar Minuten über die Augen zu wischen, wie über eine Windschutzscheibe, und der Nebel bis in die Kaffeetassen kriecht, Venedig im Winter ist keine Torheit, sondern ein Erlebnis! Für solche Momente gibt es nur ein Rezept: Der Zufall! Ohne Ziel los gehen, sich einfach verirren und den einen Ort antreffen, den es sich lohnt zu entdecken. So kann man in Ruhe die Stadt geniessen, Gassen und Plätze neu kennen lernen und Fotosujets aufspüren. Nebst Nebeltage gibt es zwischendurch natürlich auch herrliche Sonnentage, an denen es die Menschen nach draussen zieht um zu flanieren und den Kaffee oder Spritz bereits schon draussen zu geniessen.

Leider gibt es in Venedig auch ein „Lädelisterben“. Immer häufiger können kleine Ladenbetreiber die horrenden Mieten nicht mehr aufbringen. Die grossen Hotel- oder Modehausketten stehen dann schon bald als Nachfolger im Telefonbuch. Der Alltag für die betagten Venezianer wird damit nicht einfacher. Die Stadt verkommt immer mehr zu einem gigantischen Freilichtmuseum.

Auch die Erkältung gehört hier zum Winteralltag. Eine Erkältung überträgt sich leichter als Bildung. Das habe ich hautnah erfahren. Den Influenza-Vieren kann man auf die Dauer kaum entfliehen. Woher soll ich wissen, wer mir heute über welche Klinke oder Hand seine unternehmungslustigen Viren verpassen will.

Italienisch lernen am Instituto Venezia

Nun die Influenza habe ich erfolgreich bekämpft. Bei der Bildung, vor allem was das Italienisch lernen betrifft, wird es noch ein Weilchen dauern bis ich Erfolge vermelden kann. Und dabei hilft mir weder ein Arzt noch ein Apotheker! Weiterhin schlage ich mich am Instituto Venezia mit Presente, Passato prossimo, Transpassato prossimo, Participi passati, Futuro simplice, Imperfetto, Imperativo, Congiuntivo, Comperativi e Condizionale herum, versuche direkte und indirekte Pronomen herauszusprühen oder wie man „piacere“ oder „degliele“ anwendet und lerne dabei Land und Leute, Küche und Gepflogenheiten der Venezianer kennen. Meinen Ehrgeiz habe ich meinen Möglichkeiten entsprechend etwas gezügelt. Was bleibt, nehme ich gerne an, den Rest habe ich als „una cosa per mia vita prossima“ aufgehoben. Oder anders ausgedrückt, sprachlich werde ich es kaum weiter bringen als Giovanni bei uns auf dem Bau – „Ciao capo, han i fertig mit schaffe, gan i a casa mia“ - aber es tönt schöner!

Noch etwas zu meiner Sprachschule in Venedig. Ein Frauenbetrieb! Die Direktion, bestehend aus 5 Personen, davon ein Mann, geleitet von einer Frau. Lehrkörper: 12 Personen, davon ein Mann. Schüler 70% weiblich. Die Schüler/innen kommen vorwiegend aus dem asiatischen Raum, sowie Nord- und Südamerika. Umgangssprache ist Englisch, wenn nicht Italienisch gesprochen wird! Der Altersdurchschnitt liegt unter 30 Jahren. In den vergangenen 4 Monaten gab es in der Regel 5 Klassen mit je 6-7 Schülern. Ab Anfang März sind es dann mehr als doppelt soviele. Ein eher ungemütlicher Betrieb. Da nehme ich mir zwischendurch mal einen freien Tag!

Venedig entdecken

Die Stadt mit ihren Campi und Calle, mit Rios und Canali ist mir mittlerweile vertraut. Auch den ÖV habe ich im Griff und komme problemlos von A nach B. Venedig ist für mich kleiner, überschaubar geworden. Wie man sich in Venedig bewegt, um nicht ständig mit „Gondola Gondola“ oder von schwarzen Händlern mit gefälschten Taschen und Sonnenbrillen angesprochen zu werden, habe ich inzwischen gelernt. Es ist der zielstrebige Gang, das unauffällige Überholen und das elegante Ausweichen, an dem man den Venezianer erkennt! Inzwischen habe ich mir auch bequeme rote Manchesterhosen „made in italia“ erstanden und so falle ich auch äusserlich nicht mehr von den mir so imponierenden, älteren, feinen Herren ab. Ich bin dabei!

Eine Vespa 1954 als Modell fürs Büchergestell, eine Originallithografie von Rosario Morra, das Kinderbuch „Guido e sua Gondola“, aus dem Petra unserm Stephan allabendlich im Bett vorgelesen hat, und Trinkgläser „made in Murano“sind Anschaffungen, die ich mir bisher geleistet habe. Noch konnte ich der beleuchteten Plastikgondel für 16 Euro, ein Klassiker mit Kultstatus, wiederstehen!

Doch auch in der Geschichte bin ich weitergekommen und habe einiges über Venedig erfahren. So zum Beispiel, wie es zur Besiedelung kam, über die Bedeutung der Stadt für ganz Europa bis hin zu Napoleon, wie man hier gelebt hat und weshalb Murano zur Glasbläserinsel wurde. Auch die Geschichte der Juden in Venedig ist interessant. Wenn man Venedigs Brücken, Kirchen, und Palazzi mit Namen kennt fühlt man sich richtig zu Hause. Was es mit Aqua alta auf sich hat und wie das Ökosystem der Lagune funktioniert sollte man wissen, wenn man hier lebt, sonst bekommt man nasse Füsse. Einige Kenntnisse davon gebe ich gerne an meine Besucher weiter.

Öfters stehe ich abends auf meinem Balkon und lasse Venedig auf mich wirken. Venedig als Geruch? Eine Gewürzmischung aus Meer, Prezzemolo und Schokolade! Venedig als Farbe? Blaugrün – mit Terrakotta-Fetzen! Venedig als Geschmack? Spaghetti alla Veneziana (Seppie col nero)!

Lies ab Monatg, 11. April mehr über Guido's Abenteuer im zweiten Teil.

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